Die Geschichte des Wittgeshofes
Im Jahre 1224 verkaufte Ritter Gerard (mit dem Beinamen ‚Dobelstein’) alles was er in Nievenheim besaß – Äcker, Wald, Getreide und Schweine – an die Gründerin des Klosters Weiher, das sich westlich der Kölner Stadtmauern befand. Heute bekannt als Köln-Sülz.
Das Kloster wurde im Burgundischen Krieg 1474 niedergelegt und deren Insassen zogen innerhalb der Mauern Kölns in das Stift St. Cäcilien. Dieses Augustinerinnen-Kloster blieb bis zur Auflösung (d.h. Säkularisation) während der Franzosenherrschaft unter Napoleon I bestehen.
Das oben erwähnte Rittergut blieb von 1224 bis 1807 ein Pachthof. Über seine Beschaffenheit und seine Pächter erfahren wir aus Steuerlisten und Pachtverträgen, die in der Regel alle zwölf Jahre neu geschlossen werden.
1453 umfasste der Hof 60 Morgen Land und die Pacht betrug einen halben Ertrag: 24 Malter Roggen, 24 Malter Hafer sowie zwei Schweine.
1465 hatten die Pachtleute Angst vor Kriegern und Räubern. Sie errichteten einen Bergfried (Wehrturm). Die Baukosten erstattete das Kloster St. Cäcilia.
Für das Jahr 1466 wird der Pächter Simon, Heyngens Sohn, als Schöffe genannt. Dieses Amt wurde ihm von der Verwaltung des Kurfürstlichen Amtes aufgetragen. Es galt, Grundstücksverkäufe zu dokumentieren, Häuser, Grundbesitz, Vieh und auch Mobiliar sicherzustellen und den Wert für Zwangsverkäufe gemeinsam mit seinen Mitschöffen abzuschätzen.
Zwischen dem 22. Februar 1531 und dem 23. November 1577 wurden Verträge mit Pächtern des Familiennamens ‚Witgens/Witgeß’ geschlossen.
1599 mussten die Nonnen von St. Cäcilia für ihren Hof von 60 Morgen Steuern über 6 Malter Roggen, 1 Gulden, 20 Weißpfennige (Silber) und 5 Heller (Silber) zahlen.
Aus dem 16. Jahrhundert ist überliefert, dass die Nonnen im Kriegsfall von diesem Hof einen Wagen mit vier Pferden stellen müssen.
Zwischen 1712 und 1737 hat die Äbtissin Maria Sophia Bawyr von Frankenberg das Fronhofkreuz, das rechts von der Hofeinfahrt steht, errichten lassen. Der Halbwinner Cornelius Coenen hat sich beteiligt und sich darauf verewigt. In seinem Pachtvertrag vom 22. Februar 1724 wird der Hof erstmalig ‚Wittgeshof’ genannt.
Am 2. April 1743 kommt Helena Doess (Deussen) durch Heirat auf den ‚Wittgeshof’. Sie ist die Urahnin aller nachfolgenden Besitzer. Ihr zweiter Ehemann Caspar Schmitz kam am 19. Oktober 1757 auf den Hof. Er wurde der Urahn der heutigen Eigentümerfamilie.
Im Jahre 1773 wurde das Herrenhaus erneuert. Die damalige Äbtissin von St. Cäcilia, Maria Theresa von Dücker, lässt ihr Familienwappen – flankiert mit Abtskrümme und Abtshut – über dem Eingang des ‚Wittgeshof’ anbringen.
Am 30. September 1807 kaufte Jakob Schmitz den ‚Wittgeshof’ aus dem Bestand der französischen Ehrenlegion. Eine Bauernfamilie wurde Eigentümer ihres bewirtschafteten Ackerlandes!
In der Folge änderten sich über weibliche Erbfolge die Familiennamen auf Gruttorffer, Tönnies, Leuffen. Alle fühlten und fühlen sich mit der Tradition und dem Geist ordentlichen Landbaus verbunden.